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AIV-Exkursion nach Mons

Im September 2023 besuchte eine Gruppe des AIV die belgische Stadt Mons, europäische Kulturhauptstadt 2015.

Zugegeben… Mons hat man nicht unbedingt auf dem Schirm, wenn man an Belgien denkt. Und doch ist diese Stadt nicht nur für sich eine Reise wert. Es gibt zahlreiche interessante Parallelen zu unserer Region, war Mons doch im Jahre 2015 die europäische Kulturhauptstadt, so wie das Ruhrgebiet kurze Zeit vorher. Mons liegt in der historischen Montanregion Hennegau. Eine baukulturell hochkomplexe Region, die vom einstigen Wohlstand und Strukturwandel geprägt ist, aber gleichwohl starke Visionen in Bezug auf Bauwesen und Kultur entwickelt hat. Von den städtebaulichen Herausforderungen und den baukulturellen Aufgaben der Region können wir lernen.
Grund genug also für die Mitglieder des AIV Mark-Sauerland, der Stadt Mons und ihrer Umgebung vom 22. bis 25.09.2023 einen ausführlichen Besuch abzustatten. Unterstützt wurden wir bei dieser Fahrt von den Architekten des Büros archi-graphus aus Aachen, die uns auf den Rundgängen und Busrundfahrten kompetent und kurzweilig in die baukulturellen Geheimtipps des Hennegau eingeweiht haben.

Offensichtliches Highlight der jüngsten Vergangenheit ist dabei der neue Bahnhof von Santiago Calatrava mit seiner kathedralenartigen Tragstruktur, dessen Bauzeit jedoch völlig aus dem Ruder gelaufen ist und immer noch seiner abschließenden Vollendung harrt. Irrungen und Wirrungen rund um das Projekt wecken durchaus Erinnerungen an deutsche Groß-Infrastrukturprojekte …

Gleichwohl soll der Bahnhof mehr sein als nur ein imposantes Verkehrsbauwerk, sondern er wird das Tor zur Stadt bilden, ein Einkaufserlebnis bieten und zudem als städtebauliche Klammer zwischen der Altstadt und der Entwicklung jenseits der Gleise dienen, wo u.a. ein Kongresszentrum von Daniel Libeskind zu finden ist.

Die Altstadt alleine ist schon einen längeren Aufenthalt wert. Der historische Kern von Mons liegt eingeschlossen zwischen zwei Ringstraßen. Mit ihren gewundenen Gassen und dem Auf und Ab ihrer Sträßchen weist die Stadt pittoreske Perspektiven auf. Ihre menschlichen Dimensionen laden zum Flanieren ein. Die Stadt ist das Wagnis eingegangen, historische und zeitgenössische Architektur zu verbinden.

Mons wartet mit zahlreichen Museen auf, die neue sowie alte Kunst ausstellen und sich darüber hinaus auch der Wissenschaft und der Geschichte widmen. Mons zeichnet sich sowohl durch die Verankerung in der Vergangenheit als auch durch Modernität aus. Das architektonische Erbe und die alten Gassen verleihen Mons den Charme historischer Städte. Überhaupt ist die Stadt im wahrsten Sinne des Wortes ein Museum. Die faszinierenden Installationen und Skulpturen von Jaume Plensa waren im Rahmen einer Sonderschau im gesamten Altstadtbereich platziert.

Dieses Kulturerbe ist spür- und erlebbar: der Belfried (Unesco-Weltkulturerbe), die Stiftskirche Sainte-Waudru, der Grand’Place, der Jardin du Mayeur und das Schloss Havré sind nur einige Beispiele. Die lokale Folklore ist allgegenwärtig und zeugt von der großen Bedeutung, die ihr die Bewohner von Mons beimessen. Der Stadt fehlt es zudem nicht an Dynamik – Gelegenheiten zum Feiern gibt es viele !

Doch neben der Kultur ist auch die industrielle Prägung der Region omnipräsent. Selbst modernen Funktionsbauten wird eine architektonische Rolle zugebilligt, obwohl (oder gerade weil) der Strukturwandel seine Spuren hinterlassen hat. Als eines der ersten Kohlereviere des Kontinents legte der Hennegau den Grundstein für den frühen Wohlstand Belgiens, verlor den Bergbau mangels Wirtschaftlichkeit aber ebenso früh wieder. Die Relikte aus der frühen Zeit sind Perlen von hohem Wert, weil sie eine zwar kurze, aber markante Phase der Industrialisierung repräsentieren.

Das eindrucksvolle Bergwerk Grand Hornu lag jahrzehntelang im Dornröschenschlaf, bevor es zum Unesco-Weltkulturerbe wurde und als Museum bzw. Kulturzentrum zu neuem Leben fand. Die einem römischen Amphitheater ähnelnde, klassizistische Architektur bezeugt eine völlig andere Haltung von Industriearchitektur als die viel jüngeren, eher technoiden Bauwerke des Ruhrgebietes.

Die Rückfahrt war von Verkehrsinfrastrukturprojekten geprägt. Das Schiffshebewerk Strépy-Thieu ist das weltgrößte seiner Art, mit einer Projektlaufzeit von gut 20 Jahren schließt sich hier der Kreis zur Chronik des Bahnhofs in Mons. Das imposante Bauwerk ersetzt gleich 4 kleinere Schiffshebewerke im Verlauf des Canal du Centre.

Letztes Verkehrsinfrastrukturprojekt der Tour – und somit letzter Halt – war dann direkt im Anschluss ein zeitgenössisches Rastplatzareal samt Verköstigung regionaler Produkte …
Dieser kleine Bericht konnte leider nicht alle besichtigten Projekte zeigen. Vielmehr soll er nur als Appetitanreger dienen, die Stadt Mons und die Region Hennegau vielleicht noch einmal individuell zu besuchen. Von diesem kulturell, städtebaulich, architektonisch, kulinarisch und menschlich inspirierenden langen Wochenende kann die AIV-Reisegruppe noch lange zehren.
Ein ganz besonderer Dank gilt somit unserem Mitglied Dipl.-Ing. H.-Rainer Becker für den Vorschlag, die Recherche und die Organisation dieser äußerst erlebnisreichen und kurzweiligen Exkursion !
Es sei schon jetzt an dieser Stelle verraten, dass der AIV Mark-Sauerland daher auch 2024 wieder eine mehrtägige Tour für seine Mitglieder plant … lassen Sie sich also überraschen !

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admin

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