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Der Blaue Tisch am Hauptbahnhof Hagen am 08. Mai 2015

Der Blaue Tisch des AIV Mark-Sauerland hat sich mittlerweile zu einer Marke entwickelt, die für eine konstruktive und ehrliche Diskussion zwischen Bürgern, Fachleuten und Politikern steht. Um frühzeitig eine Diskussion in der Öffentlichkeit über die weitere städtebauliche Entwicklung des Bereiches hinter dem Bahnhof zu ermöglichen, stand der Blaue Tisch am 08.05.2015 im Bahnhof, um mit Vertretern der Bahn, der Stadt, dem beauftragten Planer, der HAGENagentur und nicht zuletzt mit etwa 80 interessierten Hagener Bürgern über die Chancen und die weitere Entwicklung zu diskutieren.

Diskussionsteilnehmer/-innen waren:

Frau Wasel Leiterin des Bahnhofsmanagement Hagen
Frau Körfer Mitarbeiterin der Stadtverwaltung
und als Vertretung für Herrn Stadtbaurat Grothe
Herr Mesenholl MWM Aachen für das beauftragte Planungsbüro für die Bahnhofshinterfahrung
Herr Ellinghaus Geschäftsführer der HAGENagentur

Die Veranstaltung wurde moderiert vom ehemaligen Stadtbaurat und langjährigen AIV-Mitglied Johann Dieckmann.

Anlass für die Veranstaltung war die Information über die Zusage zur weiteren Sanierung des Bahnhofes durch einen Bewilligungsbescheid und der Einstieg in den
2. Bauabschnitt der Bahnhofshinterfahrung nach Abriss des „Rosa Hauses“. Eine frühzeitige Abstimmung der verschiedenen Planungen und Diskussion in der Öffentlichkeit sind für eine positive Stadtentwicklung des Bereiches auf der Westseite des Hauptbahnhofes erforderlich – deshalb die Einladung zu diesem
„Blauen Tisch“ des AIV Mark-Sauerland.

Für die Entwicklung der Innenstadt haben 2 Bereiche zentrale Bedeutung. Diese sind das Elbersgelände und der Bereich auf der Westseite des Hauptbahnhofes im Mündungsbereich der Ennepe in die Volme. Das Elbersgelände ist mittlerweile durch den Neubau des Multiplex-Kinos und der Stadtbücherei auf der Springe in die Innenstadt integriert. Dies war möglich durch das Engagement privater Hagener Investoren und der Entwicklung zu einem Kultur- und Freizeitzentrum.

Der HBF in Hagen ist der einzige Großstadtbahnhof in Deutschland, wo die großartige Landschaft direkt hinter dem Bahnhof beginnt. Dieser Ort und die Qualität der Landschaft, die Ufer entlang der Flüsse, der Mündungsbereich der Ennepe in die Volme waren jahrzehntelang durch die Industrialisierung verbaut und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Die Landschaft muss mit ihren Qualitäten zum Ausgangspunkt der weiteren Planungen gemacht werden.

Frau Wasel erläuterte die Planungsvorstellung der Bahn und erklärte die beabsichtigten Maßnahmen den Teilnehmern vor Ort in einem Rundgang.

Die Arbeiten an der Empfangshalle sind bis auf kleine Restarbeiten (mit Ausnahme der Wiederherstellung der alten Werbeüberschriften) abgeschlossen. Kernpunkt der weiteren Planungen ist die Modernisierung und Aufwertung des Tunnels zu den Bahnsteigen. Die Neugestaltung des Tunnels soll der Bedeutung eines Großstadtbahnhofes entsprechen.

Die Bahnsteige, die Dächer und die unter Denkmalschutz stehende Bahnsteighalle werden insgesamt modernisiert und teilweise erneuert. Ob die alte Eindeckung der Bahnsteighalle erneuert wird und eventuell durch eine transparente Deckung ersetzt wird, ist noch nicht entschieden. Dies ist abhängig von den Kosten und der Abstimmung mit dem Denkmalschutz. Die Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt ist gut und hat bei der Modernisierung der Empfangshalle hervorragend geklappt. Da die einzelnen Baumaßnahmen unter Betrieb durchgeführt werden müssen, ist eine längere Bauzeit unvermeidlich.

Ohne die Verlängerung des Bahnhofstunnels in den neuen Entwicklungsbereich hinein ist eine attraktive Anbindung der Westseite des HBF an die Innenstadt nicht möglich und eine Nutzung der Flächen hinter dem Bahnhof für Dienstleistungen und Gewerbe wird nach Einschätzung von Herrn Ellinghaus von Investoren dann nicht nachgefragt werden. Die Anbindung ist zwingende Voraussetzung für die weiteren Planungen. Diese Auffassung wurde von den anwesenden Fachleuten geteilt.

Durch die möglichen Nutzungen hinter dem HBF und den Bau der Bahnhofshinterfahrung werden die Erreichbarkeit und die Attraktivität des Bahnhofes aus der Region nachhaltig verbessert, so dass der Bahnhof stärker frequentiert wird.

Wären heute die Flächen bereits verfügbar und die Anbindung an die Innenstadt erfolgt, wäre eventuell nach Einschätzung von Herrn Dieckmann die Standortentscheidung der Firma Nord-West zugunsten dieses Standortes ausgefallen, da Standortqualität und Landschaft mit denen des Phoenix-Geländes in Dortmund vergleichbar sind.

Von Frau Körfer und Herrn Mesenholl wurde die Planung des bereits fertiggestellten
Bauabschnittes im Bereich Wehringhausen und die Trassenführung der Bahnhofshinterfahrung hinter dem Bahnhof erläutert. Hinter dem Bahnhof werden zurzeit umfangreiche Sanierungen der Altlasten aus der industriellen Nutzung des Geländes durchgeführt. Entscheidend für die weitere Planung sind die Höhen des dann entstehenden Geländes. Die Hinterfahrung auf der anderen Seite der Ennepe (zwischen Ennepe und Volme) liegt ungefähr auf der Höhe der Bahngleise des HBF. Durch die räumliche Entfernung in Verbindung mit der Bodensanierung zwischen Bahnhof und Ennepe kann ebenerdig vom Ausgang des verlängerten Bahnhofstunnels direkt die Promenade an der Ennepe erreicht werden. Hier muss im Zugangsbereich des verlängerten Tunnels ein Platz entstehen, der bis zur Ennepe- Promenade reicht und von dem man die großartige Landschaft erleben kann.

Zurzeit gibt es nach Aussage von Frau Körfer nur erste Skizzen als Rahmenplanung westlich des HBF als Basis für die Klärung des Raumprogramms der Planung und Grundlage für die weitere Diskussion und Abstimmung. Zentraler Punkt der Überlegungen ist auch in den Varianten der Planung die Verlängerung des Bahnhofstunnels.

Auf Nachfrage bestätigte Frau Körfer, dass der Tunnel Werdestraße erhalten bleibt. Er könnte vielleicht als zusätzliche Erschließung der Parkflächen hinter dem Bahnhof dienen. Er kann bedingt durch seine Lage und Beschaffenheit keine Alternative oder Ersatz für die Verlängerung des Bahnhofstunnels sein.

Da die Stadt erst mit der Konkretisierung der Planung beginnt, besteht nach Ansicht von Frau Körfer die Möglichkeit, sich mit Ideen und Vorschlägen einzubringen.
Bevor weitere Planungsvarianten untersucht werden, sollte nach Auffassung des Moderators das Raumprogramm für die Nutzung der Flächen geklärt werden.

Wie werden die Vorgaben und die Qualität der Landschaft berücksichtigt und wie werden die Flussufer gestaltet?

Wie werden die Radwegeverbindungen in das Freiraumkonzept eingebunden und wie erfolgt die gefahrlose Anbindung an das Ruhrtal? Herr Dieckmann und Herr Mesenholl wollen noch gemeinsam zu ihren Lebzeiten diesen Radweg befahren.

Welche Nutzungen werden für die Flächen angestrebt?

Die Aufwertung und bessere Erreichbarkeit des Bahnhofs sind ohne einen ausreichenden Anteil an Parkplätzen für die Kunden der Bahn nicht möglich. Wie soll dies realisiert werden?

Wo und wie sollen die Fernbusse eingebunden werden?

Dies sind nur einige Fragen, die geklärt werden müssen. Nach übereinstimmender Auffassung bedarf es eines besonderen Planungs- und Abstimmungsprozesses zwischen den beteiligten Partnern und besonders zwischen der Bahn, der Stadt und des Landes wegen der erforderlichen Anbindung an die Innenstadt.

Die Planungen und die Abstimmung über die Förderung der Maßnahmen und Förderzusagen sollten spätestens bis zur Fertigstellung der Bahnhofshinterfahrung abgeschlossen sein, damit die Flächen genutzt werden können. Ein Teil der Maßnahmen sollte dann auch realisiert sein, wie z.B. die Verlängerung des Bahnhofstunnels.

Diese Chance für die Stadtentwicklung der Stadt Hagen sollte nach Auffassung des Moderators nicht versäumt werden. Herr Dieckmann bedankte sich im Namen des AIV Mark-Sauerland bei den Fachleuten und Diskussionsteilnehmern für die Teilnahme an diesem Blauen Tisch, der natürlich eine Fortsetzung erfahren wird.

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