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Der Blaue Tisch – Gartenvorstadt Hagen-Helfe

Der AIV hatte am 26.09.2025 in das Gemeindezentrum Helfe eingeladen, um über die Planung und den Bau der Gartenvorstadt Helfe nach dem Krieg aus aktuellem Anlass zu informieren. Damals wie heute geht es um die Schaffung von bezahlbaren Wohnraum. Um Lösungen für die heutige Situation zu realisieren ist ein Rückblick hilfreich.

Architekt Dipl.-Ing. Bernhard van der Minde war am Bau und der Realisierung der Gartenvorstadt und dem Bau des Gemeinde-Zentrums der beiden Kirchen maßgeblich beteiligt. Da das Konzept auch ihn überzeugte, hat er eins der Gartenhofhäuser gleich zu Beginn erworben und wohnt heute noch dort. Durch seinem Vortrag als Architekt und Zeitzeuge, konnten die Entstehungsgeschichte, die Planung und der Bau der Fertighäuser nachvollzogen werden und die Situation nach dem Krieg wurde den vielen Zuhörern anhand von Plänen und Fotos anschaulich vermittelt.

Nach dem Krieg war der Bereich eine landwirtschaftlich genutzte Fläche. Über einen Wettbewerb und die darauf aufbauende Planung wurden die Baufelder bebaut. Wichtig war die Mischung aus Mietwohnungsbau und Einfamilienhausbebauung, aus Kostengründen mit Gartenhofhäusern als Fertigbauten in verschiedenen Größen je nach Anzahl der Kinderzimmer.

Entscheidend für das städtebauliche Konzept war die Beachtung der Topografie mit den vorhandenen Bachläufen. Diese Siepen waren die im Plan fixierten Grünzüge, die heute durch die entstandene Begrünung den Charakter der Gartenvorstadt Helfe prägen. Beim dem Konzept wurden von Beginn an die erforderlichen Einrichtungen wie das Gemeindezentrum, Schule, Kindergarten, Marktplatz mit dem Einzelhandel eingeplant und gebaut.

Durch die vorgelagerten Garagenhöfe und Stellplätze war ein ruhiges Wohnen mit Kindern ohne Belästigung durch den Verkehr möglich. Geplant waren damals 1,5 Stellplätze pro Wohneinheit.

Das Haus Typ B mit 2 Kinderzimmern kostete damals einschließlich Erschließung, Garage, Küche und Keller 112.000 DM.  Der Grundstückpreis betrug 24.- DM/m².

Der Bau der Gartenhofhäuser war nur mit öffentlicher Förderung, der Bau der Mietwohnungen als geförderter sozialer Wohnungsbau auf Basis der damaligen Wohnungsgemeinnützigkeit möglich.

Am „Blauen Tisch“ des AIV wurden im Anschluss an den Vortrag, von Herrn van der Minde, Herrn Greese vom Wohnungsverein und Herrn Dieckmann (AIV) die Fragen und Hinweise der Bürger erörtert und die heutige Finanzierung von bezahlbaren Wohnraum angesprochen.

Der Wohnungsverein hat damals eine Vielzahl von Mietwohnungen gebaut auf Basis der damals geltenden Finanzierungsbedingungen als gemeinnützige Genossenschaft.

Von den Bürgern und Bewohnern wurde auf die Qualität des Wohnens hingewiesen und deutlich gemacht, dass man keinesfalls wegziehen möchte. Entscheidend seien die hervorragende Durchgrünung des Stadtteils und die kurzen Wege zu den Versorgungeinrichtungen, Kindergärten, Schule, sowie der Marktplatz mit den Geschäften.

Von Herrn Greese wurde dieser Eindruck bestätigt. In den Mietwohnungen des Wohnungsvereins wohnen die Mieter sehr lang und gerne, es käme nur zu wenigen Mieterwechseln. Das Ziel des Wohnungsvereins ist, bezahlbaren Wohnraum zu erhalten und trotz der erforderlichen Modernisierungen die Erhöhung der Mieten in Grenzen zu halten.

Von Johann Dieckmann wurde die Situation nach dem Krieg in Erinnerung gerufen. Da 11 Mio. Flüchtlinge mit Wohnraum versorgt werden mussten, hatte der Bau von Wohnungen absolute Priorität. Deshalb wurde der soziale Wohnungsbau als Übergangslösung konzipiert, da man der Auffassung war, später würde über den Wohnungsmarkt ausreichend Wohnraum zur Verfügung stehen. Heute wissen wir, dass der Wohnungsmarkt nicht in der Lage ist, ausreichend bezahlbaren Wohnungsraum anzubieten.

Die Wohnungen müssten heute unter Berücksichtigung der Baukosten für 14.- 16.- € pro m² vermietet werden. Die ist für die Mehrheit der Bürger nicht finanzierbar. Bei einem Projekt in Hagen betragen die Baukosten für 40 Wohnungen 11 Mio. €. Hiervon werden 33 WE öffentliche geförderte Wohnung mit einem Mietpreis von 6,50 € und 7,55 €/m² angeboten. Die restlichen 7 frei finanzierte Wohnungen werden zu einem Preis 9,50 vermietet. Dies ist nur möglich mit einem Darlehen für den öffentlich geförderten Wohnungsbau in Höhe von 75% der Gesamtkosten.

Die beteiligten Fachleute stimmten darin überein, dass bezahlbarer Wohnraum nur mit öffentlicher Förderung auf Grundlage einer neuen Wohnungsgemeinnützigkeit möglich ist. Diese wurde 1990 abgeschafft.

Die Gartenvorstadt Helfe ist durch ihre städtebauliche Qualität und durch die Mischung von Mietwohnungen und Eigenheimen ein gutes Beispiel für ein Wohnquartier, welches für die Bewohner Heimat ist und ein friedliches Zusammenleben ermöglicht.

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admin